Vor ein paar Wochen wollte ich von Winterreifen auf Sommerreifen umsteigen. Da ist Mir zuallererst eine ungleichmäßige Reifenabnutzung aufgefallen. Bei beiden vorderen Reifen sind beide (!) äußersten Ränder symmetrisch völlig runter abgefahren, in der Mitte sind beide Reifen noch bei ca. 3mm. Außerdem hatte der Koli ab etwa 60 km/h ein leises, aber für mich eindeutig hörbares surrendes/summendes Geräusch aus dem Fahrwerk entwickelt, das in Lautstärke und Frequenz eindeutig von der Radumdrehung abhing. Ich dachte (hoffte, allerdings mit wenig Vertrauen), es könnten eventuell die seltsam abgefahrenen Reifen sein. Meine heimliche Befürchtung: da geht ein Lager kaputt, ziemlich sicher vorne.
Ich wollte über Ostern mit dem Koli in den Urlaub, also ging es in der Woche vor Ostern in die Fachwerkstatt zum Fehlerdiagnose machen und Spur vermessen. Auf Grund der Reifenabnützung tippte ich, dass die Räder eventuell nicht parallel stehen. Könnte sein, dass ich bei einem Spurstangenwechsel letztes Jahr, obwohl ich dachte genau aufgepasst zu haben, versehentlich die Spur verstellt habe. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die neuen Spurstangenköpfe (aus dem Zubehör) ein weniges länger oder kürzer waren als die Originalen. Ich hatte sie per Augenmaß verglichen, sah gut aus, aber nicht nachgemessen.
Als ich den Wagen abholen wollte, bekam ich gar Seltsames zu hören. Leider habe man die Spur nicht vermessen können, da beide Spurstangenköpfe ausgeschlagen seien, außerdem sei da noch eine Koppelstange defekt. Angebot für Reparatur: knapp 450 Euro (davon, der Fairness halber sei es erwähnt, 80 für die Spureinstellung). Ich hätts vielleicht geschluckt, aber diesmal doch nicht: die Spurstangenköpfe habe ich höchstselbst letztes Jahr neu gemacht, und ich weiß wie ausgeschlagene Spurstangen klingen: sie summen nicht, sie poltern. Jungs, nein, ich bin nur Hobbyschrauber und kein ausgebildeter Mechaniker, aber ich wage zu zweifeln. Radlager? Der Mechaniker drehte und rüttelte und schüttelte an den Rädern, lauschte gar mit einem Stethoskop, nein, meinte er, Radlager kann nicht sein. Spurstangenköpfe aber auch nicht, meinte ich, und dann gingen unsere Meinungen auseinander: er meinte da Spiel zu spüren, ich meinte keins zu spüren. Einzig bei der Koppelstange waren wir uns einig, die war hinüber. Wir trennten uns dann in Frieden und ohne Reparatur.
Ich wechselte also, ohne viel Hoffnung auf Besserung, die Koppelstange, das Geräusch blieb. Auch sonst ist mir beim Fahrverhalten nichts aufgefallen, gut, eventuell "schwimmt" der Koli in Kurven etwas weniger, aber da er sich auch sonst wie eine Sänfte fährt ist der Unterschied marginal. Ich fuhr den Wagen dann noch einige Wochen und über fast 1000km weiter, und das Geräusch wurde langsam aber stetig lauter. Und es ließ sich dann endlich genauer bestimmen: wenn ich bei etwas erhöhter Geschwindigkeit (80km/h) stark links/rechts lenkte, veränderte sich das Geräusch deutlich: lenkte ich nach rechts, wurde es lauter, lenkte ich nach links, verschwand es völlig. Also: Radlager, ziemlich sicher vorne links. Und geknackt hat da gar nichts: den Spurstangenköpfen geht es also wunderbar.
Ich fahre mit einem Wagen mit zweifelhaftem Radlager sicher nicht in Urlaub, also haben wir uns (2 Erwachsene und 3 Hunde) in den Kompakten meiner Frau gepfercht.
Dann waren noch Osterferien übrig, also Freizeit, und dann packte mich der Ehrgeiz: das Radlager wechsle ich selber. Die Konstruktion der Radaufhängung beim Koli ist einfach, übersichtlich und schraubertechnisch genial: es gibt massig Platz in den großen Radkästen, die komplette Lagereinheit ist als ganze Baugruppe ohne jedes Spezialwerkzeug wechselbar, also nix ausziehen, auspressen, anwärmen, nachher einschrumpfen ... einfach vier Schrauben auf, ganze Einheit tauschen, und wieder zu und dann wars das, theoretisch. Man braucht nicht mal unbedingt eine Hebebühne.
Es gab da, hab ich zur Kenntnis nehmen müssen, noch ein, zwei Fallstricke, dazu später Heute bin ich fertig geworden, Arbeit ca. 2 Stunden (wenn man es zum ersten Mal macht) bzw., kaum 30 Minuten (beim 2. Mal), ja, ich musste wegen eines ärgerlichen Eigenfehlers das Ganze zwei Mal machen.
Probefahrt: alles paletti, das Geräusch ist weg.
Und für die, welche nach mir den selben Defekt haben, schreibe ich auf was zu machen war, und was man dazu braucht, und welche Eigenfehler man vermeiden muss